Hans Martin Sewcz - Oranienburger Straße Mai 1979
Hans Martin Sewcz - Oranienburger Straße Mai 1979
Hans Martin Sewcz - Tucholskystraße, Ecke Auguststraße Mai 1979
Hans Martin Sewcz - Tucholskystraße, Ecke Auguststraße Mai 1979
Hans Martin Sewcz - Hackescher Markt Mai 1979
Hans Martin Sewcz - Hackescher Markt Mai 1979

Ausstellung Berlin-Mitte Mai 1979

© Ludger Paffrath - Collection Regard

BERLIN-MITTE MAI 1979

Frühe Fotografien von Hans Martin Sewcz

 

26 November 2011 - 4 Mai 2012

 

Konzept von Marc Barbey und Antonio Panetta

Kuratiert von Antonio Panetta 


Nach „Hommage à Berlin“, der vielseits besprochenen Erstausstellung mit Aufnahmen der kriegszerstörten Hauptstadt, präsentiert die Collection Regard ab dem 26. November 2011 frühe Fotografien von Hans Martin Sewcz aus den Jahren 1973 - 1981. Mit dieser fotografischen Position zeigt der Sammler Marc Barbey erneut einen Fotografen, den es wieder zu entdecken und neu zu bewerten gilt.

Ein wichtiger Teil der präsentierten Arbeiten wurde im Mai 1979 in der Spandauer Vorstadt mit einer russischen Horizont-Kamera aufgenommen. Die entstandenen Panoramaaufnahmen umfassen einen Winkel von 120° und erlauben damit einen Blick in eine längst vergangene Welt.

 

Die Horizonte des Hans Martin Sewcz:
1975 bezog der damals 20jährige ein Zimmer in der Tucholskystraße, das er auch während seines Studiums an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst  behielt. Was ihn an der Spandauer Vorstadt so faszinierte, war die „nicht erwünschte Authentizität“: heruntergekommene Vorkriegshäuser, große Brachen, gewaltige Brandmauern und dunkle Backsteinwände. Denn hier gab es keine Repräsentations-bauten wie in der Karl-Marx-Allee oder am Alexanderplatz. Zwar war angedacht, die alte Bausubstanz irgendwann durch Plattenbauten zu ersetzen ─ doch eine Renovierung fand erst nach dem Mauerfall statt. Und völlig anders, als man zu DDR-Zeiten dachte.

Aus diesem Grund wirken Sewcz’ frühe Bilder heute wie Bruch- und Fundstücke. Er selbst sagt, seine damaligen Arbeiten schwankten „zwischen den Polen von Abneigung und Identifikation“. Darüber hinaus sei er von dem damaligen Zustand begeistert gewesen, „der Motive mystisch bis abstrakter Bildfindungen zuließ“. Das Œuvre von Hans Martin Sewcz umfasst neben den beeindruckenden Panoramaaufnahmen auch Porträts (etwa von Ulrich Mühe), eine frühe „Street Photography“ sowie seine „Architektur-Porträts“ der Spandauer Vorstadt mit dem ehemaligen Scheunenviertel.

 

In der Ausstellung „Berlin-Mitte Mai 1979“ werden Hans Martin Sewcz´s Aufnahmen von frühen Berlin-Bildern des Fotografen Will McBride und durch Auszüge des DEFA-Films „Berlin Auguststraße“ (1979) des Regisseurs und Filmwissenschaftlers Günther Jordan flankiert.

Hans Martin Sewcz wurde 1955 in Halle an der Saale geboren. Er beginnt mit 18, die Fotografie gezielt als Ausdrucksmittel einzusetzen und wird 1975-81 in Leipzig zum Diplom-Fotografiker ausgebildet, auch wenn sein eigentlicher Lebensmittelpunkt die Mitte Berlins bleibt. 1988, wenig mehr als ein Jahr vor dem Mauerfall, wird nach vier langen Jahren sein Ausreiseantrag endlich bewilligt. Sewcz geht nach West-Berlin. Er wendet sich auch der Konzeptkunst zu, produziert Installationen und Filme. Heute befinden sich seine Werke unter anderem im Deutschen Historischen Museum, im Deutschen Bundestag, im Neuen Berliner Kunstverein und in der fotografischen Sammlung der Berlinischen Galerie.

Schon zu DDR-Zeiten ist sein großes Thema die Alltagskultur. Sein frühes Œuvre umfasst Porträts, Straßenfotografie und Detailaufnahmen von steinigen Oberflächen. Seine Bilder sind mitteilsam, wenig aufdringlich und lassen die Poesie des Zufalls anklingen. Während der 80er Jahre wird Sewcz den Bildausschnitt enger und die Blicke direkter erfassen. Ähnlich wie Henri Cartier-Bresson, Helen Levitt, Helga Paris, Gabriele und Helmut Nothhelfer.

Sein „Selbstporträt mit Agnes B. vor Gorbatschow-Limousinen“ ist Teil einer Serie, die anlässlich des Besuchs des jungen sowjetischen KPdSU-Chefs 1987 in Ost-Berlin entsteht. Sewcz vergrößert Teile des Kontaktstreifens, dass selbst die Perforation sichtbar bleibt. In dieser sequenziellen Form entsteht ein beinahe kinematografischer Effekt, der wiederum durch die Fragmentierung gebrochen wird.

Die Auseinandersetzung mit dem Berliner Stadtraum, sowohl im Stillstand, als auch in den rasanten Veränderungen, zieht sich durch sein gesamtes fotografisches Werk, und so gewinnen auch seine frühen Aufnahmen wieder erheblich an Bedeutung.

Buch zu der Ausstellung :
Anlässlich der Ausstellung ´Berlin-Mitte, Mai 1979´ ist im November 2011 das gleichnamiges Buch mit einem Text der Photohistorikerin Katarina Hausel erschienen.

Berlin-Mitte Mai 1979
Pressemitteilung
Collection Regard_PR_Berlin-MitteMai1979
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